Pirmin Schüpfer

Aus Kloster-Engelberg
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Br. Pirmin Schüpfer ca. 1874.
Br. Pirmin Schüpfer ca. 1910.
Grabplatte von Br. Primin Schüpfer.

Pirmin (Anton) Schüpfer (* 22. Juli 1832 in Hergiswil; † 26. Juli 1912 in Engelberg)

Lebensdaten

Profess: 29. September 1866

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Bruder: Br. Leonhard Schüpfer

Lebensbeschreibung[1]

Br. Pirmin wurde am 22. Juli 1832 in Hergiswil geboren und auf den Namen Anton getauft. Er hatte den Beruf eines Maurers und Gipsers erlernt. Beim Bau des ersten Klostergebäudes in Maria-Rickenbach von 1862 bis 1864 war Anton Schüpfer als Polier beschäftigt. Er leitete die Maurer- und Steinhauerarbeiten und überwachte die Arbeiter. Immer wieder fragt man sich auch noch heute, wie es möglich war, auf das abschüssige und bergige Gelände einen solchen Klosterbau hinzustellen. Dazu schrieb Polier Anton Schüpfer (Br. Pirmin) in seinen späteren Aufzeichnungen. "Als ich im Frühjahr 1862 mit Arbeitern nach Maria Rickenbach kam und den Bau eines Klosters beginnen sollte, wurde es mir bange um´s Herz, weil mir die Sache beinahe unmöglich vorkam. Der Bauplatz war so uneben." Die Gründerin vom Kloster Maria-Rickenbach schreibt in ihrem Tagebuch zu ihm: "Ich kann nicht umhin, hier kurz anzuführen, welch tröstliche Ordnung Polier Schüpfer unter seinen Arbeitern handhabte. Ich gab ihm den Auftrag, wenn immer möglich, mit allen eingestellten Arbeitern den Abendrosenkranz im Stäffelihaus laut mitzubeten. Polier Schüpfer tat es getreulich."[2] Sr. Gertud Leupi und ihre Gemeinschaft mussten viele boshafte Gehässigkeiten von den Behörden und Einwohnern erdulden. So sagte man ihr nach "die Frau Mutter lebe in einem verbotenen Verhältnis mit dem Ballier: Bauführer: Schüpfer."[3] Damit dem Institut aus solchen Gerüchten kein Schaden erwachse, liess P. Anselm den Mann amtlich anzeigen, der seine Aussagen dann als boshaft gestreute Unwahrheiten zurücknahm. 1866 entwarf Anton Schüpfer, inzwischen als Br. Pirmin im Kloster Engelberg, das Beichtigerhaus, ein neues Waschhaus und wegen des grossen Holzverbrauchs ein Holzhaus.[4]

Während dieser Zeit lernte er auch den Prior und Gründer des Klosters P. Anselm Villiger kennen und dadurch auch das Kloster Engelberg. 1865 trat er dort ein und konnte am 29. September 1866 als Br. Pirmin Profess ablegen. Sein 1840 geborener jüngerer Bruder Peter konnte 1871 als Br. Leonhard Schüpfer Profess ablegen. Br. Pirmin war ein richtiger Universal- und Tausendkünstler und ein "Tüftler", der vieles ausprobierte. Neben seinem Handwerk zeigte er grosse Fähigkeiten als Uhrmacher, Spengler, Klempner, Mechaniker und Photograph, wie ein Mitbruder erzählte.

Wer in Br. Pirmins Zelle trat, dem tickten bisweilen gegen ein halbes Dutzend Zimmeruhren lustig entgegen, sei es, dass solche von Mitbrüdern zur Reparatur gebracht oder von Br. Pirmin selbst aus der Rumpelkammer geholt worden waren, um daran seine Erfinderkunst zu erproben. So hatte er die Uhrschlagwerke in den Konventgängen mit der grossen Turmuhr verbunden nach dem einfachen Grundprinzip, mit dem er alle seine mechanischen Machenschaften erklärte, dass, wenn es an der einen Stelle "aushenkt", es an der andern "einhenkt". In der rechten Zellenecke vorn beim Fenster stand eine niedliche Miniatur-Werkbank, an der unter Br. Pirmins Händen manch ein Kunstwerk entstand. So stellte er z.B. Apparate her, bei denen durch Druck auf einen kleinen Hebel ein Funke erzeugt und der Docht eines Lämpchens entzündet wurde, eine Maschine, die in der Ära des Schwefelhölzchens und des Petrollichts natürlich sehr geschätzt wurde. Sogar eine Foto-Kamera hatte er sich gezimmert, die tadellos funktionierte und auch fleissig von ihm benutzt wurde.

Ende 1903 musste er sich wegen einer Augenbehandlung zu Dr. Herrmann Vogel, Augenarzt in der Klinik Luzern, begeben wie eine Rechnung vom 2. Januar 1904 belegt. Br. Pirmin starb am 26. Juli 1912 im Alter von 80 Jahren.

Professnummer

  • Nr. 644

Einzelnachweise

  1. Die Lebensbeschreibung wurde weitgehend vom Manuskript von Br. Meinrad Haberl (StiArEbg Professbucheinträge, mit Vorarbeiten von P. Gall Heer) übernommen.
  2. Jäger, Sr. Gertrud Leupi, S. 106ff.
  3. Villinger, Gründungsgeschichte, S. 313.
  4. Jäger, Sr. Gertrud Leupi, S. 118.

Bibliographie

  • Gottwald, Benedikt: Album Engelbergense. Luzern 1882, S. 153.
  • StiArEbg Professbucheintrag nach dem Manuskript von Br. Meinrad Haberl (mit Vorarbeiten von P. Gall Heer).