Maurus Zingg

Aus Kloster-Engelberg
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Wappen von Abt Maurus Zingg.
Grabplatte von Abt Maurus Zingg.

Maurus (Josef Anton) Zingg (* 2. März 1715 von Einsiedeln; † 12. Mai 1769 in Engelberg)

Lebensdaten

Profess: 25. November 1736

Priesterweihe: 30. März 1739

Ämter

Küchenmeister: 1741–1743

Kellermeister: 1741–?

Grosskellner: 1743–1746

Prior: 1746–1749

Fratresinstruktor: 1746–1749

Verwalter der Apotheke: 1746–1749

Abt: 1749–1769

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Sohn des Thietland Zingg und der Maria Magdalena Schädler.

Lebensbeschreibung[1]

Am 2. März 1715 wurde Josef Anton in Einsiedeln als Sohn des dortigen Bürgers Thietland Zingg und der Maria Magdalena Schädler. Einer seiner Brüder legte in Einsiedeln als P. Ulrich, ein anderer in Fischin­gen als P. Leonhard Profess ab. Drei seiner Schwestern lebten in den Klö­stern Au bei Einsiedeln, Fahr und Weesen. Nach dem Besuch der Einsiedler Klosterschule trat der spätere Abt 1735 in Engelberg ins Noviziat ein und legte am 25. November 1736 die Gelübde ab. Er absolvierte die höheren Studien im Kloster und erhielt am 30. März 1739 in Luzern die Priesterweihe. Zunächst war er Violinlehrer der Novizen, 1741 wurde er Küchen- und Kellermeister, 1743 Grosskellner, 1746 Prior, Fratresinstruktor und Verwalter der Klosterapo­theke.[2] Am 23. September 1749 wurde er zum Abt gewählt und am 1. November in Chur geweiht.[3] Mit den Schirmorten, vorab mit Nidwalden, stand Abt Maurus in einem freundnachbarlichen Einverständnis.[4] In den 50er Jahren wurde er in einen hartnäckigen Rechtshandel mit der Klosterpfarrei Auw im Freiamt wegen der Pfrundbriefe und dem Heuzehnten verwickelt. Nach­ dem der Nuntius das Kloster in seinen gerechten Forderungen unterstützt hatte, fand Auw Schützenhilfe beim Luzerner Landvogt. So kam es am 11. Juni 1755 zu einer «amicabilis compositio», die im Grunde einer Verurtei­lung des Abtes gleichkam und an ihn grosse finanzielle Forderungen stellte[5] Im Juli 1762 suchte eine verheerende Überschwemmung das ganze Tal bis zum Grafenort heim und verwüstete die fruchtbarsten Weiden auf den Alpen und im Tal.[6] Die daraus entstehenden hohen Kosten veranlassten den Abt, mehrfach in Einsiedeln Darlehen aufzunehmen, deren Zinslasten das Kloster bis 1870 belasteten.[7] Schon 1754/55 wollte der zur Schwermut neigende ängstliche Abt auf sein Amt verzichten. Doch der Nuntius und die Äbte von Einsiedeln und St. Gallen konnten ihn von seinem Vorhaben abbringen.[8] Um der wachsenden Finanznot zu steuern, schlug der Konvent rigorose wirtschaftliche Reformen vor. 1763 ging man sogar so weit, die meisten Klostergüter im Engelbergertal zu verkaufen.[9] Der Handel mit Vieh und Käse wurde nur mehr in bescheidenem Rahmen geführt. Dafür öffnete der Prior, P. Leodegar Salzmann, eine neue Verdienstquelle, als er am 28. November 1761 mit den Gebrüdern Falcini in Luzern einen Vertrag zur Einfüh­rung der Seidenkämmelei schloss. Das brachte dem Kloster für ein Jahrhun­dert neue Einkünfte und dem Tal eine einträgliche Beschäftigung.[10] Wenige Wochen vor seinem Tod gab Abt Maurus beim Augsburger Goldschmied J.J. Bertold eine grosse Monstranz in Auftrag.[11] Der Abt erlag am 12. Mai 1769 einer Herzkrise.[12]

Einzelnachweise

  1. Die Lebensbeschreibung wurde weitgehend von der Helvetia Sacra (III I, S. 646f) übernommen.
  2. StiArEbg Personalakten Zingg; StiArEbg cod. 190 und 191.
  3. StiArEbg Wahlakten 1749; Rot. par. 11, S. 390.
  4. StiArEbg cod. 246, S. 459.
  5. StiArEbg cod. 192, S. 360ff.; StiArEbg cod. 252, S. 421 ff., bes. 453ff.
  6. StiArEbg Acta capituli 4, S. 150ff.
  7. StiArEbg cod. 192, S. 237ff.
  8. StiArEbg cod. 463; Briefe Zingg.
  9. StiArEbg Acta capituli 4, S. 168ff.; StiArEbg cod. 257, S. 206.
  10. StiArEbg Cista Schwyz, Seide. Fassbind, Schappe-Indu­strie, S. 45, S. 103-125.
  11. Hodel, Monstranzen in Engelberg, in: Titlisgrüsse 51, 1965, S. 89-91.
  12. StiArEbg cod. 257, S. 206ff.

Bibliographie

  • De Kegel, Rolf: Maurus Zingg, in e-HLS.
  • Gottwald, Benedikt: Album Engelbergense, Luzern 1882, S. 49.
  • Heer, Gall: Aus der Vergangenheit von Kloster und Tal Engelberg 1120–1970, S. 307-320.
  • Helvetia Sacra III I, S. 646f.