Maurus Hunkeler

Aus Kloster-Engelberg
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Maurus (Anton) Hunkeler (* 15. Juli 1838 in Ettiswil; † 19. Februar 1912 in Engelberg)

Lebensdaten

Profess: 17. November 1860

Priesterweihe: 25. Juli 1865

Primiz:

Ämter

Lehrer an der Stiftsschule: 1865–1867

Kapellmeister: 1867, 1875–1878, 1882–1889

Spiritual in Maria-Rickenbach: 1867–1875, 1898–1912

Prior: 1875–1898

Novizenmeister: 1875–1882

Fratresinstruktor: 1886–1899

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Sohn des Anton Hunkeler und der Anna Fuchs.

Paten: Euprepes Frey und Katharina Schüpfer.

Lebensbeschreibung[1]

Die Hunkelers stammen aus Ettiswil im Luzerner Hinterland. P. Maurus wurde als Sohn des Anton Hunkeler und seiner Frau Anna Fuchs am 15. Juli 1838 in Luzern geboren und in der Hofkirche auf den Namen Euprepes Anton getauft. Taufpaten waren Euprepes Frey und Katharina Schüpfer.[2] Anton wuchs in einer kinderreichen Familie im Bruchquartier auf, nahe beim alten Klösterlein.[3] Anton, ein guter Sänger, fand Aufnahme unter die stadtbekannten Luzerner "Hofgeisse" an der Stiftskirche Hof unter dem Provisor Kaplan Hürlimann. Dort wurden seine musikalischen Anlagen systematisch gefördert und er besuchte dort auch die Primarschule des Stiftes. 1853 kam er an die Stiftsschule nach Engelberg, wo er alle sechs Gymnasialklassen durchlief. Die das Gymnasium abschliessenden zwei Lyzealklassen absolvierte er in Einsiedeln.

1859 trat er ins Kloster Engelberg ein und legte am 17. November 1860 mit fünf Mitnovizen als Fr. Maurus die zeitliche Profess ab. 1863 folgte die feierliche Profess. Nach Abschluss der Theologie in Einsiedeln erhielt er dort am 28. Juni 1863 durch Bischof Karl Greith von St. Gallen den Subdiakonat und am 29. Juni 1863 durch den Generalvikar von Feldkirch den Diakonat. Die Priesterweihe spendete ihm am 25. Juli 1865 Bischof Lachat von Basel in seiner Hauskapelle in Solothurn. Sein Freund und Gönner, der Klosterkaplan in Bruch, P. Alois Zwyssig, war sein geistlicher Vater. Am 28. Juni 1866 erhielt er von Bischof Nikolaus Franz Florentini von Chur die Erlaubnis zur Ausübung der Seelsorge in seiner Diözese. Der musikalisch sehr begabte Mönch wurde 1865 Subpräfekt und Lehrer an der Stiftsschule und gleichzeitig 1867 zum Kapellmeister und Choralmagister ernannt.

Nachdem Abt Anselm ihn am 16. August 1867 zum Nachfolger von P. Frowin ernannt hatte, kam P. Maurus zu seinem ersten Einsatz als Spiritual nach Maria-Rickenbach wo er bis zum 18. September 1875 wirkte. Abt Anselm bestimmte ihn nach seiner Rückkehr am 16. August 1875 zum Prior und gleichzeitig zum Novizenmeister und zum Kapellmeister. Als Prior wirkte P. Maurus bis 1898, als Novizenmeister bis 1882 und nochmals von 1886 bis 1899 als "Novitior magister" (Fratresinstruktor). Von 1882 bis 1889 war er zum dritten Mal Stiftskapellmeister. Später wirkte er im Orchester als Cellist und gab Musikunterricht in Klavier, Violine, Cello und Flöte. Dazu war er im Chor ein tüchtiger Tenorist.[4] Der spätere P. Franz Huber erinnerte sich als Schüler an ihn: "Als ersten Kapellmeister hatten wir den musik- und gesangsfreudigen P. Maurus Hunkeler, der sich durch keine Mühe verdriessen liess, würdige Kirchenmusik zur Aufführung zu bringen. Es war damals die Zeit der cecilianischen Reformbestrebungen.[5]

Am 4. Februar 1878 wurde er von Abt Anselm Villiger in einer liturgischen Feier zum Apostolischen Notar erhoben.[6] Bei dieser Gelegenheit rühmte Abt Anselm seinen edlen Charakter, seinen exemplarischen Wandel und praktisches Geschick, welches ihm das Zutrauen aller Kapitularen einbrachte. Gleichzeitig ernannte er ihn zum Konventbeichtvater.[7] Am 4. August 1884 war er zusammen mit P. Heinrich Schiffmann, P. Eugen Angele und Br. Othmar Gihr zu einer längeren Wandertour von Grafenort über den Surenenpass nach Altdorf aufgebrochen, wo sie den Bruder von P. Eugen besuchen wollten. Bei der Alphütte Waldnacht starb dann P. Eugen unter tragischen Umständen an einem Sonnenstich. In einem mehrseitigen detaillierten Bericht vom 6. August berichtete P. Walther Langenegger noch zu ihm: "Nach Aussagen des Herrn Angele wäre es dem P. Prior Maurus beinahe ähnlich ergangen; denn er habe bei seiner Ankunft in Altdorf, also vor dem Schrecken – sehr schlecht ausgesehen." P. Walther fügt dann noch ironisch dazu: "Schwer transportable Maschinen sind auf der Höhe nicht zu gebrauchen," womit er auf die Leibesfülle der beiden hinweisen wollte.[8]

1891 war er Prediger an der "Romfahrt" in Luzern.[9] 1895 am 5. Dezember war er als Apostolischer Notar bei der Wahl des Abtes Kolumban Brugger in Einsiedeln beteiligt. Für das Frauenkloster in Sarnen stiftete P. Maurus, wie aus deren Chronikbüchern hervorgeht, jahrelang Geldbeträge. So beispielsweise 1881 für die neue Orgel in der Kirche 100 Franken, 1884 wiederum 100 Franken und im Februar 1885 70 Franken "und seither jedes Jahr 70 Frs was jedoch seinem Wunsche gemäss geheim bleiben soll" für die Sarner Missionsschwestern in Amerika.[10]

Als P. Maurus zum zweiten Mal Spiritual in Maria-Rickenbar war, von 1898 bis zu seinem Tod 1812, kann ausführlicher berichtet werden.[11] Das musikalische Talent von P. Maurus kam den Frauenkloster sehr zugute. Am dortigen Mädcheninstitut lehrte er neben Religion auch Gesang und erteilte Klavierunterricht. Ausserdem organisierte und leitete er das Schultheater, wo er mit seiner praktischen Veranlagung aus dem Wenigen, was ihm zur Verfügung stand, immer wieder erstaunliches zustande brachte. So wird erwähnt, dass er z. B. 1872 mit den Kindern das Stück "Ida von Toggenburg" einstudierte, für die Ausstattung aber kein Geld aus der Klosterkasse brauchte. Die Kinder freuten sich immer, wenn P. Maurus Namenstagsfeier anstand. Dann durften zwei Schülerinnen mit auswendig gelernten Gratulationsversen dem Spiritual persönlich die Aufwartung machen. P. Maurus bedankte sich in der Folge mit Darbietungen auf dem Klavier was die Institutstöchter besonders erfreute. Eine ehemalige Schülerin, die später in eines der Maria-Rickenbacher Tochterköster in den USA ausgewandert und dort als Klavierlehrerin tätig war erinnerte sich noch viele Jahre später: "Nur dem guten P. Maurus verdanke ich mein Glück, zu dem er mir mit seinem ausgezeichneten Klavierunterricht den Weg gebahnt hat." Seine Hauptaufgabe, den Schwestern als Seelsorger und Beichtvater zur Seite zu stehen, erfüllte er äusserst gewissenhaft. Trotzdem oder gerade deshalb erkannte er den Wert von zusätzlichen Beichtvätern, damit die Schwestern frei wählen konnten, bei wem sie die Beichte ablegen wollten. Vor allem vor hohen Feiertagen waren solche gefragt, wie die Oberin Josefa Walser Abt vom Kloster Engelberg berichtete und was der Abt dann auch genehmigte. Als Spiritual von allen Schwestern in gleicher Weise akzeptiert zu werden war kaum möglich. In diese Richtung äusserte sich die Oberin Johanna Gretener in einem Brief an Abt Leodegar Scherer. Sie bat ihn, für die kommenden Klosterexerzitien nicht P. Maurus zu bestimmen, weil sie die "Unzufriedenheit mehrerer Schwestern fürchte, es seien mehrere Schwestern dem Spiritual abgeneigt als früher". Es gab aber auch einen anderen Teil des Konvents, der "entschieden für ihn einstehe". Diplomatie und ein Sich-Zurücknehmen waren dann geboten, um keine Spaltung des Konvents zu provozieren. P. Maurus erkannte solche Gefahren und wusste immer wieder die Wogen zu glätten. Gerne nahm die Frau Mutter den Rat und die Tatkraft von P. Maurus in äusseren, weltlichen Dingen in Anspruch. Das Kloster Maria-Rickenbach besitzt auch eine seltene und eindrucksvolle Konventkrippe, den sogenannten "Krippenberg" mit 136 Figuren.[12] An dessen Entstehung war P. Maurus beteiligt: "Der erste Krippenberg mit der Grotte wurde im Jahre 1900 von Sr. M.Ottilia Lussi und Spiritual P. Maurus Hunkeler zusammen mit dem Klosterschreiner gebaut."[13]

Dem Spiritual verdankten die Klosterfrauen 1909 auch den Übergang zur modernen Beleuchtung. Anfang Februar hatte sich P. Maurus mit der Firma Truttmann & Sohn in Emmenbrücke in Kontakt gesetzt um ein Acetylen-Beleuchtungs-Zentrale anzuschaffen. P. Maurus versicherte der Oberin Johanna Gretener, dass es höchste Zeit sei, die Anlage zu modernisieren und drängte damit, zügig mit der Installation der 79 Lichter umfassenden Anlage zu beginnen. Sr. M. Johanna, die bald darauf starb, unterzeichnete den Kaufvertrag von 4500 Franken und schrieb den Abt, der Spiritual sei ganz davon eingenommen, fügte aber hinzu, dass es wirklich notwendig sei. Im November 1909 konnte ihre Nachfolgerin dem Abt berichten, dass die Lichtanlage nun fertig sei und sie genauso vom Acetylen-Licht angetan war wie der Spiritual. P. Maurus muss richtiggehend fasziniert gewesen sein vom neuen Licht. Eine der letzten von ihm veranlassten Anschaffungen war, in der Kapelle um den Tabernakel herum kleine Acetylen-Lichter zu installieren. 1903 am 3. Juni bewahrte P. Maurus das Kloster vor einem grossen Brand. Am Abend des 3. Juni entdeckte P. Maurus Viertel nach acht Uhr Feuer im Estrich des Hotels Engel und meldete dies gleich nach Stans. Zur Brandbekämpfung standen nur eine kleine Pilgergruppe mir ihrem Pfarrer, einige Einheimische und die Klosterfrauen zur Verfügung. Bald stand das Hotel und das benachbarte Chalet des Posthalters in Flammen. Weil es glücklicherweise windstill war, griff das Feuer nicht auch noch auf das Pilgerhaus und das Kaplanenhaus über. Die Schwestern halfen Wassertragen und beteten. Um halb zehn abends war die Feuerwehr von Stans und Nachbarorten vor Ort und sicherte die umliegenden Gebäude.

P. Maurus hätte 1911 noch gerne für die Schwestern das kleine Bauerngut "Ricklenbachli" erworben aber dazu kam es nicht mehr. Bei P. Maurus machten sich schon seit längerer Zeit Spuren von Arterienverkalkung bemerkbar. Im Januar 1912 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. "Gehirnerweichung" als Folge von leichten Hirnschlägen wurde diagnostiziert. Anfangs Februar teilte Mutter Oberin Josefa Walser Abt Leodegar mit, dass sie den Wallfahrtskaplan P. Josef Moos, gebeten habe, seinem Mitbruder etwas zur Hand zu gehen. P. Maurus wollte aber davon nichts wissen, denn er fürchtete, er müsse dann Maria-Rickenbach verlassen. So mobilisierte der 73-Jährige all seine Kräfte und versah bis zuletzt den täglichen Konventgottesdienst. Am 13. Februar erlitt er einen schweren Schlaganfall, worauf ihm Kaplan P. Josef die Sterbesakramente spendete und die Schwestern das Allerheiligste ins Spiritualenhaus brachten. Die Oberin bat den Abt, "wenn es zum Sterben käme", P. Maurus in Maria-Rickenbach "auf dem Friedhöfli begraben zu dürfen", was dann auch geschah. Umsorgt von seiner "Haushälterin", Sr. M. Ida Fäh, starb er am Fastnachtmontag den 19. Februar 1912 im Alter von 72 Jahren.[14]

Einzelnachweise

  1. Die Lebensbeschreibung wurde weitgehend von P. Gall Heer (StiArEbg Professbucheinräge) übernommen.
  2. Bescheinigung vom 6. November 1860 durch Ortspfarrer M. Rickenbach. Das Firmzeugnis fehlt.
  3. Stadtbekannt war sein Bruder, der Zimmermeister Baptist Hunkeler.
  4. Tagebuch des Kapellmeisters P. Paul Wymann.
  5. Titlisgrüsse 16, September 1930, S. 75.
  6. Tagebuch Abt Villiger, Bd. III., S. 212.
  7. Acta capitularia IX (1851–1924), StiArEbg cod. 284/1, S. 117.
  8. StiArEbg Personalakte P. Eugen Angele, Brief v. P. W. Langenegger, in dessen Pers.-Akt.
  9. Tagebuch Abt Villiger Bd. V., S. 168
  10. Archiv Kloster St. Andreas Chronik X2.
  11. De Kegel, Das Benediktinerinnen-Kloster Maria Rickenbach in Geschichte und Gegenwart, Spirituale von 1864 bis 1918, S. 76-80.
  12. Brüllisauer, Das Benediktinerinnen-Kloster Maria-Rickenbach in Geschichte und Gegenwart, S. 97-105.
  13. Ebd. S. 102.
  14. Nachrufe erschienen im: Obwaldner Volksfreund 42., Nr. 16, am 24. Februar 1912 und "Schweizerische Kirchen-Zeitung" 9, am 29. Februar 1912.

Bibliographie

  • Gottwald, Benedikt: Album Engelbergense. Luzern 1882, S. 150.
  • StiArEbg Professbucheintrag nach P. Gall Heer.