Karl Schmid



Karl (Josef) Schmid (* 24. September 1896 in Rickenbach; † 28. Juli 1941 in Kamerun)
Inhaltsverzeichnis
Lebensdaten
Profess: 7. Oktober 1917
Priesterweihe: 12. März 1921
Ämter
Lehrer an der Stiftsschule: 1922–1932
Rektor: 1925–1932
Redaktor der Titlisgrüsse: 1925–193
Schul- und Seminarleiter in Yaoundé, Oberer in Otélé, Kamerun: 1932–1941
Beziehungsnetz
Verwandtschaft
Sohn des Josef Schmid und der Maria Weber.
Lebensbeschreibung[1]
P. Karl stammte aus Rickenbach im Kanton Luzern, wurde aber am 24. September 1896 in Ballwil geboren. Die Eltern schickten den kleinen begabten Josef an die Mittelschule Beromünster. Das Opfer war besonders für den Vater gross, denn Josef war das einzige Kind. "Lateinisch und Griechisch kannst du lernen", soll der Vater in den Ferien gesagt haben, "aber wie man ein Ross einspannt, davon verstehst du nichts!" Aber Josef hatte von seinem Vater und von seinen Lehrern noch viel mehr gelernt, nur konnte er es dem Vater nicht mehr zeigen. Für die 5. Klasse kam er nach Engelberg, um dort Gymnasium und Lyzeum abzuschliessen, und während dieser Zeit war der Tod seines Vaters wohl sein schwerster Schlag. Daheim die Mutter allein auf dem väterlichen Heim, in seinem Herzen der Wunsch, Priester und sogar Mönch zu werden Er hatte Engelberg liebgewonnen. Die Mutter sagte Ja für den Eintritt ins Kloster, und wie überzeugt dieses Ja war, zeigte sich nach Jahren, als P. Karl in die Missionen nach Afrika ging. Auf die Anfrage des Sohnes soll sie einfach geantwortet haben: "Ich habe dich geopfert, als du ins Kloster gingst, und dieses Opfer kann sich erfüllen in Engelberg oder in Afrika."
Die Klosteroberen schickten Fr. Karl gleich nach der Profess für die Theologiestudien an die Universität Freiburg. Er sollte einmal in der Haustheologie des Klosters Moral dozieren. Bei den Professoren de Langen-Wendels und Marin-Sola holte er sein Rüstzeug für seine spätere Tätigkeit. Als dann im Grippejahr 1918 der Philosophieprofessor P. Sigisbert starb, belegte Fr. Karl noch philosophische Vorlesungen bei den Professoren Manser und Rohner, bei denen er sowohl im scholastischen Lehrgut, wie auch in der dialektischen Methode für den späteren Philosophieunterricht reiches Wissen empfing. Mit seiner Doktoratsthese, "Die menschliche Willensfreiheit in ihrem Verhältnis zu den Leidenschaften", schloss er seine Studien ab.
In kurzer Zeit hatte P. Karl die Studien vollendet und trat 1922 in den Schuldienst ein. Die Übernahme der Philosophie am Lyzeum war keine leichte Aufgabe. Von 1922 bis 1925 erfüllte er mit Gewandtheit und Pflichtbewusstsein alle kleinen und grossen Aufsichtsarbeiten eines Subpräfekten. Viele Winkel des Hauses, hinter den Kulissen des Theaters wie in den weiten Spielplätzen, kannte er noch aus der eigenen Schulzeit, und so wurde er für viele ein gefürchteter Aufseher. Diese Pädagogik führte P. Karl weiter als er 1925 als Nachfolger von P. Bonaventura Egger, dem späteren Abt, das Rektorat übernehmen musste. Zur Berufsberatung fanden viele Studenten zu ihm den Weg und holten Rat. Seine Richtlinien für Theologen wurden auch in weiteren Kreisen beachtet durch seine Artikel in der Kirchenzeitung und in Diskussionen bei Versammlungen der innerschweizerischen Rektoren oder der Schweizer Benediktiner.
P. Karl war langjähriger Präses der Sodalität. Er wollte keine grossen Reformen durchführen, aber es war ihm daran gelegen, in den altbewährten Formen immer wieder neues Leben zu wecken und andere für die marianische Frömmigkeit zu begeistern. Als Redaktor der Titlisgrüsse von 1925 bis 1932 sprach er auch in anderen Belangen an die Leser der Zeitschrift.
Das Jahr 1932 brachte eine grosse Wendung in Leben und Tätigkeit von P. Karl. Kamerun, das neue Arbeitsfeld des Klosters, sollte auch seine neue Wirkungsstätte werden. Ob er sich schon früher mit dem Missionsgedanken getragen hat, ist nicht bekannt. Es gab in den Vorbereitungsmonaten geradezu einen Wettstreit, ob für das französische Kolonialgebiet der Französischprofessor oder für das Priesterseminar der bewährte Philosophie- und Theologieprofessor den Vorzug haben sollte. P. Karl wurde schliesslich ausgewählt. Am 23. Oktober 1932 verliess er das Kloster gemeinsam mit seinen Mitmissionaren P. Raphael Meile und P. Fidelis Beerli.[2] P. Karl sollte so wieder Schulmann, Seminarleiter und später noch Oberer der ganzen Benediktinerkommunität werden.
Als Schulmann hatte er alle Stufen des Kameruner Schulwesens zu bewältigen. Zuerst kam die Primarschule. Die Missionsschule Yaoundé bot ihm dafür Stoff genug. 1200 bis 1500 Buben waren jährlich in seine Hefte eingetragen. Neben dem Bischof war P. Karl bald der bekannteste Mann in der Mission. Schon heiratsfähige Männer meldeten sich noch zur Schule, die einen guten Ruf genoss. So wurde P. Karl bald auch Vertreter der Missionsschulen bei den offiziellen Schulexamen der Regierung. Schnell gestalteten sich gute Beziehungen zu vielen Regierungslehrern. Mancher formgewandte Franzose schmunzelte hie und da ob dem weniger galanten Schweizermissionär; aber P. Karls frohe Leutseligkeit und grosse Gewandtheit in Schulfragen gewannen doch die Achtung vieler. In der Lateinschule selber, die ein Seminarist unter seiner Leitung führte, war er ziemlich streng, prüfte den Charakter noch genauer als die lateinischen Formen. Seine Sorge galt dem zukünftigen einheimischen Klerus. Das war die Hauptarbeit am Grossen Seminar, dem er von 1933 bis 1935 als Direktor vorstand. Die Auswahl geeigneter Priester gestaltete sich nicht einfach, doch: Die erste Priesterweihe in Kamerun fand am Fest Mariä Empfängnis 1935 statt.
Noch im Sommer 1935 fanden die Missionäre einen geeigneten Platz für die zukünftige Mission und für das spätere Kloster. P. Karl trat hier das Amt des Oberen an. Ohne Seminar und Schule zu verlassen, galt nun seine Hauptsorge der neuen Mission Otélé. Die Verhandlungen mit der Regierung begannen, Land wurde angekauft, das Gelände studiert, Strassen angelegt, Arbeiter angeworben, Hütten gebaut, alles, was die neue Mission brauchte. P. Karl war überall dabei. Noch bevor er 1937 nach Europa in die Ferien ging, sah man in Otélé die neue Kirche emporwachsen und wurde ein Plan ausgearbeitet für ein Schwesternhaus. Die Sarner Schwestern konnten bald in ihr neues Heim einziehen.
Mit neuen Brüdern aus Engelberg kamen auch Maschinen für eine Sägerei. Nicht alles ging nach gesetzten Terminen und nach in Europa verfertigten Plänen, aber P. Karl liess nicht locker. Kurz vor Kriegsbeginn standen in Otélé eine stattliche Kirche und ein schönes Schwesternheim, die Sägerei war der Vollendung nahe und das Patreshaus im Bau.
Ab 1939 betätigte sich P. Karl noch bedeutend mehr in der direkten Seelsorge der Einheimischen mit Buschreisen, Predigten und Sakramentenspendung. Er freute sich über Taufen von einer Reihe erwachsener Katechumenen, die Erstkommunion von Schulbuben oder einen schönen nächtlichen Weihnachtsgottesdienst unter freiem Himmel in Otélé. Mit der Regel des hl. Benedikt suchte er nicht nur andere zu erziehen, sondern wollte selbst zuerst danach leben.
"Youndé 28 VII 1941 Père Charles pieusement décédé bilieuse" (dt.: P. Karl fromm verschieden an Schwarzwasserfieber). So lautete das kurze Telegramm, das am 30. Juli 1941 in Engelberg eintraf. Mehr war über die genaueren Todesumstände kriegsbedingt nicht zu erfahren. Erst zehn Monate später übermittelte die Abteilung für Auswärtiges des Eidg. Politischen Departements einen Brief von P. Barnabas Steiert, der die letzten Lebenstage des Verstorbenen beleuchtete. Das Schreiben fand als Begleitbrief über die diplomatische Post aus dem Schweizerischen Konsulat in Léopoldville den Weg nach Bern und dann nach Engelberg. Darin heisst es: "Die erste Hälfte des Jahres 1941 hatte in Otélé ungeheuer viel Arbeit gebracht, und im Monat Juli wollte der gute Pater Karl noch einen letzten Stoss bewältigen, um sich dann wohl zu etwas Ruhe zu entschliessen. Gegen Mitte Juli stellte sich aber eine grosse Schwäche mit Fieber und Brechen ein." P. Karl wurde dann zum französischen Missionsarzt Dr. Aujoulat nach Efok gebracht. "Der Zustand des Patienten schien (am 20. Juli) zu keinen Beängstigungen Anlass zu geben, und trotz eines grossen Schwächezustandes hoffte man, die Leber wieder rasch zum Arbeiten zu bringen, zumal alle anderen Organe in bester Gesundheit schienen. […] Indessen kam es anders. Am Samstag wurde Pater Barnabas telegraphisch ans Krankenbett gerufen, und er musste am Sonntagmorgen vernehmen, dass sich eine starke Krisis von Schwarzwasserfieber eingestellt habe, von der der Patient nur schwer sich erhole. […] Seine zitronengelbe Farbe, seine weissbelegten Lippen und sein mattes, unterbrochenes Sprechen zeigten bald, wie schlimm er mitgenommen war." P. Barnabas nahm "die Wünsche und Pläne für die kommende Zeit entgegen" und versprach "alles genau zu regeln". Der Zustand des Patienten verschlechterte sich zusehends, so dass der Arzt empfahl, den Kranken auf den Tod vorzubereiten. "In grosser Ruhe, in gutem Bewusstsein und tiefer Andacht" habe P. Karl die Zeremonien mitgemacht. In den darauffolgenden Stunden sei er nochmals "alle Pläne und Ansichten […] innerer und äusserer Aufbau eine benediktinischen Gründung» durchgegangen […] bis unter dem Einfluss der Müdigkeit und dem Entschwinden des Bewusstseins die Seele […] in ihren Tiefen sich erschloss und […] den Glauben an den menschgewordenen Gottessohn als letztes vernehmbares Wort laut und klar bekannte". Kurz nach vier Uhr am 28. Juli schloss P. Karl Schmid für immer die Augen. Auf dem Friedhof in Otélé fand er seine letzte Ruhestätte.[3]
Werke[4]
- Kunst und Kreuz, in: Chorwächter 43, 1918, S. 5-9.
- Neues und Altes zur Willensfreiheit. MS I 8, 1922, S. 45-47, 51-56, 60-62.
- Pantheismus oder lebendig erfasstes Christentum, ebd. 9, 1923, S. 57-61.
- Liturgisches Vademecum für die Zöglinge der Stiftsschule. Engelberg 1924.
- Gewohn-heiten. MS 1 11, 1925, S. 61-64.
- Die menschliche Willensfreiheit in ihrem Verhältnis zu den Lei-denschaften nach dem hl. Thomas. (Diss.) Engelberg 1925.
- Klassen- oder Fachlehrersystem? MS 1 15, 1929, S. 17-21.
- Der Priesterberuf, ebd. 16, 1930, S. 1-3, 34-36.
- Für die armen Seelen unserer getrennten Brüder in Christo, in: Schweizerische Kirchenzeitung 97, 1930, S. 392-394, 401f.
- Mittelschule und Beruf. MS I 17, 1931, S. 17f., 21f., 26-28.
- Gedanken zur neuen deutschen Mittelschule, ebd. 17, 1931, S. 9-11.
- Aus den Anfängen unseres Frauenklosters, in: Titlisgrüsse 17, 1930/1931, S. 50-55.
- St. Augustins Lehre über die Gottesmutter, ebd. 17, 1930/1931, S. 2-7.
- Die Psalmen vor der Krippe, in: Schweizerische Kirchenzeitung 98, 1931, S. 464, 417f.
- Alt-Rektor P. Frowin Dürrer sei, in: Titlisgrüsse 18, 1931/1932, S. 28-34, 74-78.
- Unsere Afrikareise, ebd. 19, 1932/1933, S. 15-21, 44-52.
- Mönchtum und Mission. Jahrbuch d. Akadem. Missionsbundes d. Schweiz. 14, 1933, S. 9-18.
- Aus dem Kameruner Tagebuch, in: Titlisgrüsse 22, 1935/1936, S. 34-39, 57-61, 82-84; 23, 1936/1937, S. 14-18, 36f.; 24, 1937/1938, S. 13-17; 26, 1939/1940, S. 12-17.
- Les vocations sacerdotales Augsburg Cameroun. Kath. MissionsJahrbuch d. Schweiz. 5, 1938, S. 118-123.
- Rezensent DT u.a.
Professnummer
- Nr. 721
Einzelnachweise
- ↑ Die Lebensbeschreibung wurde weitgehend vom Nachruf in den Titlisgrüsse 27, 1940/41, S.79-87, übernommen.
- ↑ Zur Anfangsphase der Engelberger Mission in Kamerun vgl. Br. Meinrad Haberl, 90 Jahre Engelberger Präsenz in Kamerun S. 13-49.
- ↑ StiArEbg, Mission-Missionsprokura 2.55.
- ↑ Aus dem Eintrag in der Benediktinischen Bibliografie.
Bibliographie
- Nachruf P. Karl Schmid, in: Titlisgrüsse 27, 1940/41, S.79-87.