Beda Horat

Aus Kloster-Engelberg
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Beda (Josef) Horat (* 30. Juni 1837 in Küssnacht; † 24. September 1920 in Engelberg)

Lebensdaten

Profess: 10. August 1850

Priesterweihe: 9. August 1863

Ämter

Lehrer an der Stiftsschule: 1863–1875, 1899–1904

Küchenmeister: 1873–1875

Kaplan in Maria-Rickenbach: 1875–1878

Spiritual in Maria Rickenbach: 1878–1880

Unterpfarrer in Engelberg: 1880–1882

Spiritual in Leiden Christi: 1886–1890

Spiritual in Maria Hilf in Menzingen: 1894–1899

Gehilfe des Spirituals P. Berchtold Fluri im Kloster Melchtal: 1899–1904

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Sohn des Alois Horat und der Verena Stutzer.

Paten: Balthasar Horat und Aloisia Kopp von Küssnacht.

Lebensbeschreibung[1]

Die Familie Horat stammt aus dem Kanton Schwyz, wie der Heimatschein von P. Beda ausweist. Er wurde als Sohn des Alois Horat und der Verena Stutzer, am 29. Juni 1837 in Küssnacht am Rigi geboren und auf den Namen Josef Peter Balthasar getauft. Taufpaten waren Balthasar Horat und Aloisia Kopp von Küssnacht.[2] Die Primarschule besuchte er in Küssnacht und kam dann als Sängerknabe an die Engelberger Klosterschule. 1858 trat er, zusammen mit den nachmaligen Patres Bernhard Strebel und Gregor Jakober, ins Noviziat ein mit den Vermerk, bei ihm sei der gute Wille grösser als seine Talente. Am 10. August 1859 konnte er auf den Namen Beda Profess ablegen. Seine philosophischen Studien machte er in Einsiedeln und die theologischen an der Hauslehranstalt Engelberg. Am 21. Oktober 1862 erhielt er durch Bischof Karl Arnold Obrist von Basel, der damals in Engelberg auf Besuch weilte, in der Klosterkirche die Diakonatsweihe. Die Priesterweihe erteilte ihm Bischof Nicolaus Franz Florentini am 9. August 1863 in Chur. Von ihm erhielt er auch die Zulassung zur Ausübung der Seelsorge in seiner Diözese. Seine Primizpredigt hielt Propst Anton Tanner von der Hofkirche Luzern, ein Bruder von Abt Plazidus Tanner.[3]

Von 1863 bis 1875 war er Lehrer der 1. Klasse an der Stiftsschule und gab Unterricht in Kalligrafie wie auch für Klavier und Horn, mit dem er auch im Orchester mitwirkte. Auch war er ab 1880 Unterpfarrer in Engelberg. 1873 leistete er mit P. Gregor Jakober in der Pfarrei Beckenried für den totkranken Beckenrieder Dorfpfarrer Aushilfe in der Seelsorge. Er schien eine grosse Begabung für die Seelsorge gehabt zu haben, denn die Beckenrieder waren sehr zufrieden mit ihm und hätten ihn gerne zum ständigen Pfarrer gewählt. Es wurde sogar eine Unterschriftensammlung gemacht, aber Abt Anselm Villiger ging nicht auf diesen Wunsch ein, da er keinen neuen Posten für das Kloster wollte. Er beorderte P. Beda 1873 zum Küchenmeister, welches Amt er bis 1875 ausführte.[4] Zugleich war er auch Wallfahrtsvikar in Maria-Rickenbach, der dann einsprang, wenn der Kaplan den Wallfahrtsbetrieb alleine nicht mehr meistern konnte.

Im August 1875 wurde er selber Kaplan und im November 1878 als Nachfolger von P. Josef Moos Spiritual im Frauenkloster Maria-Rickenbach. In diesem Amt scheint er sich nicht sehr wohl gefühlt zu haben. Abt Anselm notierte am 5. Januar 1880 in sein Tagebuch: "Auch mit dem Beichtiger in Rickenbach, P. Beda, habe ich fortdauernde Schwierigkeiten."[5] Nur 14 Monate hielt er es auf diesem Posten aus. Am 19. Januar musste ihn Abt Anselm bereits wieder abberufen. Ohne sich von den Schwestern zu verabschieden, reiste er ab. Diese weinten ihm aber auch keine Tränen nach. Noch war ihnen sein Vortrag vom 4. Januar gleichen Jahres zum Thema "Das Weib soll in der Kirche schweigen", den er in sehr heftigem und gereizten Ton vortrug, in bester Erinnerung.[6] Von 1880 bis 1882 war er Unterpfarrer in Engelberg. Während dieser Zeit wirkte er auch im Orchester des Klosters mit, blies das Horn und sang Bass.[7]

1882[8] zog er dann mit drei anderen Mitbrüdern in der Reisegruppe des P. Adelhelm Odermatt in die Vereinigten Staaten mit. 1873 war er mit P. Frowin Conrad bei der Gründung des Klosters Conception beteiligt und brach 1883 zu einer Neugründung in Oregon auf. Er hatte dafür in der Schweiz zur Mitarbeit Leute angeworben und auch Schwestern aus Maria-Rickenbach unter der Leitung von Sr. Gertrud Leupi gewinnen können.[9] Auch einige Schwestern von Sarnen und Engelberger Patres gehörten dazu: P. Adelhelm Odermatt, P. Barnabas Held, Br. Theodul Würsch mit einigen Studenten des Kollegiums und anderen Laien folgten, insgesamt 40 Personen. Nach anderen Quellen waren es 33, wie Abt Anselm Villiger festhielt. Dieser sprach von "Unbescheidenheit und Ungestüm, die sie aber durch Abbitte wieder gutgemacht hätten und so guten Mutes in die Ferne zogen".

P. Beda wirkte während zwei Jahren in der Seelsorge, zunächst vom Kloster aus, dann in Kalifornien und in Savanna, wurde dann aber von Prior P. Adelhelm wegen eines Missverständnisses suspendiert, was bei der impulsiven Art des Priors nicht allzu sehr überraschte. So kehrte P. Beda am 11. August 1886 wieder nach Engelberg zurück. Im Oktober wurde er zum Beichtiger des Frauenklosters Leiden Christi in Gonten ernannt, wo er bis 1890 wirkte. Vier Jahre lebte er ohne spezielles Amt im Kloster Engelberg. 1894 half er seelsorglich in der Pfarrei Hergiswil (Nidwalden) aus, wo der Pfarrhelferposten unbesetzt war.[10] Am 17. August gleichen Jahres wurde er als Spiritual zu den Kapuzinerinnen auf dem Gubel versetzt wo er bis zum 18. Oktober 1899 blieb.[11] Nach ihm wurde P. Karl Anderhalden Spiritual. Als dieser am 18. Mai 1909 zum grossen Bedauern der Schwestern als Beichtiger ins Kloster Melchtal wechseln musste, kam für kurze Zeit noch einmal P. Beda, der in Engelberg bis 1904 Englischunterricht am Gymnasium erteilt hatte, als Beichtiger zurück. 1909 konnte er dort sein 50-jähriges Professjubiläum feiern. Am 9. August gleichen Jahres übernahm sein Mitbruder P. Magnus Siegwart diesen Posten. Von 1904 bis Februar 1919 war er Gehilfe des Spirituals P. Berchtold Fluri im Kloster Melchtal, wo er auch vorrübergehend die Kaplanei versah.

Zwischendurch half er für einige Monate bei seinem Mitbruder P. Gall Wettach, der 1906 als Beichtiger im Kloster Leiden Christi wirkte, aber andauernd mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, nochmals aus. Wie schon früher, war er bei den Schwestern auch jetzt nicht beliebt, ähnlich wie als Spiritual in Maria-Rickenbach. Sehr deutlich geht das aus seinen Zeilen hervor die er am 21. Juni 1906 an seinen Abt Leodegar Scherer richtet: "Die wohlehrwürdige Frau Helfmutter (Oberin) die ehrw. Sr. Bernadina u. die Schwestern alles sind recht gegen mich. Mir man gelt nichts."[12] Aus einem Briefwechsel von P. Plazidus Wissmann und Abt Anselm Villiger geht hervor, dass P. Beda bei Auseinandersetzungen auch handgreiflich werden konnte.[13]

P. Berchtold Fluri drängte ihn, sobald wie möglich wieder nach Melchtal zurückzukommen.[14] Doch auch als Hilfs-Priester (oder Hilfskaplan) war es mit P. Beda nicht einfach. Dazu wenn zwei solch schwierig, exzentrische Charaktere zusammenarbeiten sollten. So berichtete P. Heinrich Schiffmann, der die Kaplanei in Melchtal betreute, Abt Leodegar in seinen Briefen immer wieder über die Schwierigkeiten, welche P. Berchtold Fluri (Spiritual der Klosterschwestern) und sein Helfer P. Beda miteinander hatten. So kam er in seinen zahlreichen Briefen an Abt Leodegar auch immer wieder auf P. Beda zu sprechen. Zu seinem goldenen Priesterjubiläum 1913 schenkten ihm die Melchtaler Stickschwestern zu diesem Anlass eine auf Seide gestickte Immaculata, die später das Speisezimmer des Spirituals zierte. P. Moritz Jäger schreibt zu seinem Abschied von Melchtal: "Als P. Beda 1914 von Melchtal Abschied nahm, trauerten am meisten die Kranken um ihn. Jeden Tag hatte er sie besucht, gesegnet und getröstet. Das bereitete ihm selber Freude und Trost, da er damals fast blind war und der Tag ihm so kürzer wurde."[15] Im Nachruf der Titlisgrüsse heisst es wiederum: "Im Febr. vergangenen Jahres (1919) bat er die hochw. Oberen um die Erlaubnis, (von Melchtal) ins Kloster zurückkehren zu dürfen, um sich daselbst auf den Tod vorzubereiten. Die Bitte wurde ihm gerne gewährt." P. Beda soll ein vorzüglicher Gesellschafter der jeweiligen Beichtiger gewesen sein.[16] Am 24. September 1920 starb er als Klostersenior mit 83 Jahren.[17]

P. Gall Heer schrieb zu P. Beda: "Ich habe P. Beda noch als Frater persönlich gekannt und hatte stets Freude, wenn er zu uns in die Abendvakanz kam und aus seinen reichen Erinnerungen erzählte. Und am Schluss konnten wir oft hören: 'Eine Klosterfrau ist zweimal eine Frau!' Er hatte das auf seinem Lebensweg reichlich erfahren können, war aber nicht immer unschuldig, wenn er nicht überall bei den Klosterfrauen beliebt war. In mancher Hinsicht war er ein Kind! (...) P. Beda war ein überaus arbeitsamer und gewissenhafter Mönch und Priester. Das Talent und den Weitblick zu einer Wirksamkeit grösseren Stiles hatte ihm die Vorsehung nicht geschenkt, dessen er sich stets auch bewusst war. Aber überall, wo der Gehorsam ihn hinstellte, arbeitete er mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit und grossem Eifer. Seinen Oberen und Mitbrüdern war er in treuer Verehrung und Anhänglichkeit zugetan. Mochte auch dann und wann seine Originalität und sein lebhaftes Temperament sich ewas geltend machen, so hat man ihm nicht übel genommen, man wusste ja, dass es nicht bös gemeint und dass P. Beda im Grunde eine treue, gute Seele ohne Falsch und Egoismus war. Je mehr mit dem zunehmenden Alter seine Körperkräfte schwanden, umsomehr wurde das Gebet sein Tagewerk. Er wollte aber auch, dass andere für ihn beteten, keinen entliess er von sich, ohne ihm ein eindringliches 'Commendo me' ins Ohr geraunt zu haben."

Einzelnachweise

  1. Die Lebensbeschreibung wurde weitgehend von P. Gall Heer (StiArEbg Professbucheinräge), Transkript von Br. Meinrad Haberl, übernommen.
  2. Bescheinigt am 15. Oktober 1857 durch Alois Risi, Pfarrer ebenda.
  3. Notizen von P. Beda Horat zu seinem Leben: "In Küssnacht war ich Briefträger u. zwar allein für den ganzen Bezirk. Und hatte im Jahr 48 alte Franken zum Lohn. Briefträger-Hut u. Tasche musste der Vater selig anschaffen. Dabei musste ich Vor- und Nachmittag in die Schule. Auch war ich Ministrant u. Choralist. Nun kamich durch Vermittlung des Hochwürdigen Herrn P. Eugen Schwärzmann als Sopranist nach Engelberg unter dem Hochwürdigsten Abt Placidus Tanner. Nebst der Schule nahm ich Unterricht im Klavier u. Violine u. Orgel. War Hornist imOrchester. An Werktagen Bass-Sänger. In der Blechmusik blies ich Posaune, nebenbei auch Trompete u. Bügel. War auch Studenten-Aufseher, Zimmermeister im Schlafsaal u. im Museum Abtritt-Wächter. Es durfte nur einer nie zwei auf den Abort. Musste auch in jedem Theater eine Rolle übernehmen. Ebenso musste (ich) als Student im zweiten Studienjahr, wegen Mangel an Patres, im Klavier Unterricht erteilen. Später auch im Schönschreiben. Und an Sonn- und Feiertagen nussten unser 4 Studenten in den Horen mitsingen, weil nur Abt u. Prior noch ein Pater gegenwärtig waren. Denn der Hochwürdige Zeltner (?) auf der Seite des Gnädigen Herrn konnte nicht mitsingen weil blind u. ohne Musick-Gehör. Als junger Patermusste ich die Principi übernehmen. Dann kam ich als Vikar, Kaplan u. Beichtiger nach Rickenbach. Dann kam ich nach Amerika, Oregon, Californien, wo ich bei den Hochwürdigen Dominikanern mich üben konnte. Gott vergelte es ihnen! Dann kehrte ich wieder heim. Kam als Beichtiger nach Leiden Christi. Dann wieder heim. Dann als Beichtiger auf den Gubel. Dann wieder heim. Und musste im Englischen Unterricht geben. Und dann unerwartet in´s Melchtal, wo ich 15 Jahre verblieb, bis ich zweimal den Schlag erhielt u. dann vom Hochwürdigen P. Prior Eugen (Wehrle) heimgeholt wurde.“ (Rückseite) Ich wollte u. bat: ich möchte Bruder werden. Denn ich kannte ganz genau meinen Mangel an nötigen Kenntnissen. Da hiess es: nein, du musst Priester werden. Ich kam nun als Frater in die Philosophie nach Einsiedeln. Nur ein Jahr. Nachher war ich unter dem Präfect Placidus Wissmann u. Frowin Studenten Aufseher.Hierauf hatte ich von P. Heinrich (Schiffmann) Moral, aber nur den pracktischen Teil nach Guzi. Dann einige Zeit von P. Johann Baptist nach Stapf. Dann gab mir Reverendissimus Abt Tanner einige Wochen Unterricht in der Dogmatik nach Heften des Probst Tanner. (Probst an der Luzerner Hofkirche und Bruder des Abtes Plazidus) Und dann noch eine kurze Zeit P. Frowin nach den gleichen Heften ohne Gnadenlehre. Dann wurde ich nach Chur zur Priesterweihe geschickt mit einem Schreiben vom Gnädigen Herrn Placidus an den Hochwürdigsten Bischof Florentini. Dieser kam mit dem Schreiben u. las daraus die Stelle über mich: 'Ne mediveriter quidem eruditus.' Als Priester studierte ich dann privatim den ersten Teil von Guri´s Moral u. die Dogmatik von Liebenau."
  4. StiArEbg Mappa Engelberg/Nidw.
  5. StiArEbg Tagebuch Abt Anselm Villiger, Bd. III, S. 280.
  6. De Kegel, Kloster Maria-Rickenbach in Geschichte und Gegenwart, S. 84-85.
  7. Paulus, Oper in der Klosterschule - Musik u. Theater im Kloster Engelberg, Anhang, S. 344.
  8. Am 23. oder 25. September.
  9. Vgl. Biographie über Gertud Leupi von P. Moritz Jäger und das "Tagebuch" von Abt Anselm Villiger, Bd. IV, S. 178.
  10. StiArEbg Tagebuch Abt Villiger, Bd. V, S. 284.
  11. Henggeler, Das Kapuzinerinnenkloster der Ewigen Anbetung zu Maria Hilf auf dem Gubel 1851-1951, S. 159.
  12. Wir Männer gelten nichts.
  13. Brief vom 6. Dezember 1889.
  14. StiArEbg Brief bei Personalakte P. Gall Wettach.
  15. Jäger, Melchtal, S. 88.
  16. Jäger, Melchtal, S. 88.
  17. Nachrufe erschienen in: Titlisgrüsse 6, Nr. 4, Dezember 1920, S. 77-78; Schweizerische Kirchenzeitung 39, 30. September 1920, S. 318; Obwaldner Volksfreund, 50 Jg. Nr. 78, 29. September 1920.

Bibliographie

  • Gottwald, Benedikt: Album Engelbergense. Luzern 1882, S. 149.
  • Omlin, Ephrem: Die Geistlichen Obwaldens, Sarnen 1984, S. 306-307.
  • StiArEbg Professbucheintrag nach P. Gall Heer.