Anton Weibel

Aus Kloster-Engelberg
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Br. Anton Weibel.

Anton (Karl) Weibel (* 28. Juli 1866 in Kirchberg; † 29. Oktober 1936 in Engelberg)

Lebensdaten

Profess: 2. Oktober 1890

Ämter

Schneider: 1890–1936?

Lebensbeschreibung[1]

Br. Anton war heimatberechtigt im luzer­nischen Nottwil. Von dort war sein Grossvater in den 1820er-Jahren mit drei unternehmungsfreudigen Brüdern in die Ostschweiz ausgewandert. Ziegler von Beruf, unter­suchten sie an verschiedenen Orten den Boden nach geeignetem Lehm für ihr Handwerk und, wo sie das passendes Material vorfanden, erw­arben sie das nötige Stück Land und bauten sich dort eine Ziegelhütte: der eine in Landquart, ein anderer in Eschlikon, ein dritter in Kloten und der vierte, Br. Antons Grossvater, auf einem Hügel bei Kirchberg, Häusligs genannt. Mit der Ziegelei hatte dann der Vater des Verstorbenen auch ein mittelgrosses Bauerngewerbe übernommen und so gab es für die zahlreiche Kinderschar der Familie schon in früher Jugend ausser der Schulzeit reichlich Gelegenheit zu allerlei Arbeit. Als dann in den 1880er-Jahren vielerorts die Ziegelfabriken entstanden und den Betrieb der Handziegeleien allmählich unmöglich machten, bot sich den jungen Leuten dafür reichlich lohnende Arbeit in der aufblühenden Handmaschinenstickerei. Nach Absolvierung der Primar ­und Fortbildungsschule gingen daher auch die zwei ältesten Söhne der Familie Weibel, Max und Karl, zu einem dortigen Stickmeister in die Lehre und arbeiteten hierauf in dem von Vater Weibel eigens erbauten und mit zwei Maschinen versehenen Sticklokal. Br. Anton brachte es hierin zu grosser Fertigkeit und ver­stand es auch besonders, der Nachstickerin zu zeigen, wie sie die Nadel führen müsse, damit die Stickerei Glanz und Schliff bekomme. Dass er selbst sich auch im Sticken mit blosser Hand versuchte und ohne Lehrmeister darin mit der Zeit recht gute Erfolge aufweisen konnte, war bei der Energie und zeichnerischen Veranlagung des jungen Maschinenstickers nicht zu verwundern.

Als er dann nach Jahren stiller Arbeit in der Landwirtschaft und im Sticklokal noch die Rekrutenschule und einen Wiederholungskurs ab­solviert hatte, trat Karl eines Tages mit seinem Lebensplan, Klosterbruder zu werden, vor den Vater. Dieser war darüber nicht wenig betroffen und konnte sich, nachdem er schon zwei Töchter im Schwesterninstitut Menzingen dem Dienst des Herrn geschenkt hatte, lange nicht mit dem Gedanken abfinden, nun auch noch den so kräftigen und brauchbaren Mitarbeiter zum Opfer zu bringen und ins Kloster ziehen zu lassen. Doch siegte schliesslich die Standhaftigkeit des Ordenskandidaten über alle Schwierigkeiten und Bedenken, und durch Vermittlung seiner damals als Lehrerin in Wolfenschiessen sta­tionierten älteren Schwester, Sr. Alfonsina, und des dortigen Pfarrers erhielt er von Abt Anselm Villiger, die Erlaubnis zum Eintritt ins Kloster Engelberg. Dieser erfolgte dann am 8. März 1888. Doch verzögerte sich die Einkleidung des Kandidaten noch um beinahe 19 Monate. Der alte Klosterschneider, Br. Benedikt Amstutz bedurfte nämlich eines Mitarbeiters und deshalb schickte man den jungen Ordensaspiranten erst zu einem Schneidermeister nach Beckenried. Obwohl dem Lehrling der Schneiderberuf anfänglich fast zuwider war, entfaltete er doch bald einen solchen Lerneifer, dass er schon nach einem halben Jahr wieder ins Kloster zurückkehren konnte und genügend vorgeschult war, um in die Arbeiten eines Klosterschneiders eingeführt zu werden.

Nach dem Noviziat und der einfachen Profess im Oktober 1890 betätigte sich der junge Ordensbruder mit Eifer in der Klosterschneiderei, welche damals auch für die Schüler die Kutten lieferte und reparierte. Und wenn die Schüler in den Fastnachtstagen Theater spielten, war es Br. Anton, der jeweils mit Faden, Nadel und Schere wohl bewehrt im Garde­robezimmer auf Posten stand. Bei ihm hatten die Spieler sich vor Be­ginn der Vorstellung zur Kostüm­ Revision zu stellen, und wo etwa ein tapferer Krieger in, der Hitze des Vorgefechts den einen und anderen funkelnden Uniformknopf verloren oder wo ein künstlich aufgepolster­ter Wirt an der altersschwachen Weste eine Naht gesprengt hatte, da war es Bruder Antons flinke Hand, die alles wieder in Ordnung brachte und grösserem Unheil vorbeugte.

Ein besonderer Zweig der Schneiderei, dem sich Br. Anton mit grossem Eifer und Verständnis widmete, war die Herstellung und Instandhaltung der kirchlichen Paramente. Dabei beschränkte er sich nicht auf die blosse Konfektionsarbeit, sondern machte, wo es Gele­genheit dazu gab, ausgiebigen Gebrauch von seiner Fertigkeit im Sticken. Zur weiteren Ausbildung in dieser Kunst besuchte er im Dezember 1895 zu Arbon einen Kurs, der zur Einführung in die eben aufgekommene Nähmaschinenstickerei abgehalten wurde. Aufgrund seiner vorzüglichen Arbeiten brachte er ein sehr an­erkennendes Zeugnis des Kursleiters mit nach Hause. In dieser neuen Art des Stickens stellte er dann beispielsweise den seidenen Ausset­zungsbaldachin für den Hochaltar her. Aber auch die eigentliche Hand­stickerei pflegte er weiter mit Liebe und Ausdauer, beispielsweise wenn er reiche Stickereien schadhafter Paramente auf neue Seide übertrug und Reliquiare ausschmückte.

Neben diesen Arbeiten oblag Br. Anton auch die Bedienung des Klostertelefons und das Austragen der Post. Verschwiegen und pünktlich besorgte er täglich den dreimaligen Boten­gang durchs Kloster und freute sich stets, wenn er den Konfratres willkommene Nachrichten einhändigen konnte. Die Freizeit verbrachte Br. Anton gerne mit Malen. Konnte man in seinen Bildern aus der Darstellung von Personen auch sofort den Auto­didakt erkennen, so gelangen ihm dagegen Landschaftsbilder, meistens Kopien, bisweilen recht gut und fanden ihre Käufer, worüber der Maler sich freute. Denn er malte nicht bloss zu seinem Ver­gnügen, sondern vorab, um zur Unterstützung der Missionen etwas zu verdienen. Diesem Zweck galt auch sein unermüdlicher Eifer im Sammeln von Staniol, Karten und gebrauchten Briefmarken, und er verstand es, immer wieder neue Lieferanten solcher Dinge zu finden.

Trotz so vielseitiger Betätigung war Br. Anton stets gerne bereit zu allerlei kleinen Liebesdiensten. Hatte man beispielsweise etwas zu verpacken und zu versenden, so brachte man die Sache einfach dem "Packertoni", wie er sich selbst scherzweise nannte, und man war sicher, die Spedition wurde fachgemäss und mit der nächsten Post besorgt. Wer den vielbeschäftigten Bruder emsig an seiner Arbeit sah, hätte kaum geahnt, dass derselbe trotz des robusten Aussehens doch ein Mann vieler Leiden war. Schon 1897 und später noch mehrmals, musste er Operationen über sich ergehen lassen. Gleichwohl war er immer heiter und froh gestimmt und zu harm­losen Scherzen aufgelegt, sogar noch bei den andauernd heftigen Schmerzen seiner letzten Krankheit. Unerwartet bat er schliesslich am 29. Oktober 1936 um das Sakrament der heiligen Ölung. Man deutete ihm an, sein Zustand sei noch nicht der Art, dass seine Bitte be­rechtigt erscheine. Er aber bestand fest darauf und betete, als man seiner Bitte entsprach, in erbaulicher Weise zuvor das Confiteor und antwortete auch auf die Gebete des Priesters. Gleichen Tags noch stellten sich dann plötzlich grosse Schwäche und Bewusst­losigkeit ein, die nicht mehr wichen, bis sie am anderen Abend die Erlösung von monatelangen Schmerzen brachten.

Professnummer

  • Nr. 674

Einzelnachweise

  1. Die Lebensbeschreibung wurde weitgehend vom Nachruf in den Titlisgrüssen 23, 1936/37, S. 29-32, übernommen.

Bibliographie

  • StiArEbg Professbucheintrag nach P. Gall Heer.
  • Nachruf von Br. Anton Weibel, in: Titlisgrüsse 23, 1936/37, S. 29-32.