Marian Rot
Marian (Wolfgang) Rot (* 1597 in Alpnach; † 24. Februar 1675 in Sins)
Inhaltsverzeichnis
Lebensdaten
Profess: 18. Oktober 1638
Priesterweihe: 17. Dezember 1622
Ämter
Pfarrer in Alpnach: 1623–1625
Pfarrer in Sarnen: 1625–1637
Pfarrer in Engelberg: 1639–1642, 1651–1652
Pfarrer in Sins: 1642–1650, 1660–1663
Kaplan in Auw: 1650–1660
Beziehungsnetz
Verwandtschaft
Sohn des Jung Hans Rot und der Barbara Kirsiter.
Lebensbeschreibung[1]
Der Vater von P. Marian war Jung Hans Rot (im Gegensatz zu "Hans der Alt"). Die Mutter war Barbara Kirsiter aus altem einheimischem Geschlecht. Marian Rot machte seine Studien bei den Jesuiten in Luzern, bei denen er als "Wolfgangus Altnachtensis" im Jahr 1612 als Erstklässler verzeichnet ist.[2] Wie lange er in Luzern blieb, ist aus diesen Angaben nicht ersichtlich. Doch scheint er das ganze Studium dort absolviert zu haben, da kein weiterer Studienort vermerkt ist und er 1622 bereits Priester war. Aus seinem Testament, das er am 21. Mai 1640 aufsetzte, ist zu vernehmen, dass noch eine Schwester von ihm lebte, die mit Heinrich Egger, wohl von Kerns, verheiratet war.[3] Seine erste Wirksamkeit als Priester entfaltete er bald nach seiner Weihe als Pfarrer in seiner Heimat Alpnach von 1622 bis 1625. Hier liess er die erste Orgel durch den einheimischen Meister Nikolaus Schönenbühl erstellen und stiftete auch gleich 1624 eine Organistenpfründe. 1625 bis 1637 war er Pfarrer in Sarnen und wurde 1629 als Sextar gewählt. In Alpnach hatte man ihn nur ungern ziehen lassen.[4] Auch die Kirchgenossen in Sarnen schätzten ihn überaus und stellten ihm ein geradezu schmeichelhaftes Zeugnis aus, zumindest, was seine seine Haltung zur Zeit der Pest 1629 angeht.[5] Er erneuerte 1629 das sogenannte Obwaldner Priesterkapitel das seit 1595 unter dem Patronat des heiligen Augustin bestand und nun auch weltliche Mitglieder aufnahm.[6]
Als im Herbst 1637 bekannt wurde, dass Rot in Engelberg ins Kloster eintreten wolle, wollte man das in Sarnen nicht glauben und liess die Pfarrei ein Jahr lang unbesetzt, in der Hoffnung, er werde wieder zurückkehren. Die Sarner warteten umsonst auf die Rückkehr des ehemaligen Pfarrers. Dieser blieb im Kloster und legte am 18. Oktober 1638 nach vollendetem Noviziat seine Profess ab. Als Aussteuer zahlte er 100 Gulden.[7] Er machte noch weitere theologische Studien, wurde dann aber in der Seelsorge der Pfarrei Engelberg eingesetzt. Von 1639 bis 1642 war er Pfarrer in Engelberg.[8] Bei der Visitation vom 21. Mai 1642 wurde P. Marian als Pfarrer und Statthalter für Sins bestimmt, wo er 1642 bis 1650 und nochmals von 1660 bis 1663 wirkte. Dazwischen muss er nochmals kurze Zeit als Pfarrer in Engelberg gewesen sein. Die Ernennung von 1642 bezieht sich auf die Kaplanei St. Katharina in Sins.[9] Von seiner Tätigkeit in Sins sind nur vereinzelte Rechnungseinträge erhalten.
Am 23. Dezember 1650 kann er von seiner Mutter 1900 Gulden (712 Gulden, 20 Batzen) erben und dem Abt übergeben.[10] 1643 machte er eine Badenfahrt nach Wallis, über die er sorgfältig Buch führte, so über Ausgaben in Sarnen und Lungern.[11] 1645 ist ein Posten angeführt: "Um Papier, Tinte, Federn zu dem Opus B. P. Frowini, De libero arbitrio, abzuschreiben." So er hielt er 185 Doppelbogen zu 3 Gulden Schreiberlohn, pro Bogen 5 Batzen, macht 23 gld. 5b. Wenig später: "Das Opus B. P. Frowini lassen in lederbrätter einbinden. Den 9. Augsten 30b." Es handelt sich hier um das für Einsiedeln kopierte Exemplar.[12] Dort ist bemerkt, der Band sei in Leder gebunden. Die Kopie erfolgte im Zusammenhand mit der Frage der Herkunft Frowins aus Einsiedeln oder St. Blasien. P. Marian lieferte eine wortgetreue Abschrift nach Einsiedeln. Für Engelberg kopierte er das Werk Frowins "De Oratione Dominica" sowie Abt Berchtolds "Apologia contra errorem Burchardi abb. Turtalensis".[13] Neben solcher Kopistenarbeit im Dienste des Klosters nahm sich P. Marian gelegentlich auch um die Sorgen der jungen Mitbrüder im Kloster an. So heisst es etwa, am 16. Mai 1654: "Studiosis um bilder 20b." oder Ende August: "Die letzten vier Tage im Augsten habe ich pro nostris studiosis usgän in spatiendo 3 gld 2ob."
Seine Lebenskraft nahm allmählich ab. Am 20. Januar 1663, etwa einen Monat vor seinem Tod, schrieb er an P. Subprior und Grosskellner Gregor Fleischlin wegen des Testamentes von Pfarrer Hafner in Zug, einem Onkel von P. Berchtold Sidler.[14] Er wäre gern zu Besuch gekommen, aber er sei zu schwach, habe kurzen Atem und könne bei Nacht fast nicht schlafen, kaum recht liegen. Er wäre froh, wenn ihn P. Gregor besuchen könnte. Er hätte über Luzern gute Fahrgelegenheit. Es ist die letzte briefliche Äusserung von seiner Seite.
P. Ildephons Straumeyer schrieb über P. Marian in seinen Annalen: "In exarandis litteris indefessus" - Er war unermüdlich wissenschaftlich tätig.[15] Und der Catalogus virorum illustrum des Abtes Karl Stadler rühmt von ihm: "P. Marianus fuit vir vere laboriosus et industrius. Quiquid temporis ab officiis supererat, id totum vel lectioni vel scriptioni dedit. Plurima et descripsit et composuit, sicut bibliotheca probet." Hier wird nicht nur seine Kopistentätigkeit gerühmt, sondern auch seine künstlerische Ader angetönt. Diese soll hervorgehoben werden, da sie den Namen P. Marians besonders ins Licht gesetzt hat. Die Dissertation von Dr. J. H. Hess gibt darüber Auskunft, zunächst im Kapitel über den Seelsorger und den Abschreiber und Sammler. In Alpnach entstanden seine ersten Bühnenspiele. In Sarnen ordnete er vor allem die Pfarreibücher, Jahrzeit- und Totenbücher. Als Sextar war er an die Spitze der Obwaldner Geistlichen gestellt worden. Das Amt brachte ihm neue Pflichten, die er ganz im Sinne einer moralischen Aufrüttelung seiner Landsleute erfüllte. Die Pest mit den vielen Kranken brachte dazu eine unermessliche Seelsorgslast. Dazu kamen vermehrte Taufen von Kindern, deren Eltern vor den Schrecken des Dreissigjährigen Kriegs vielfach in die Innerschweiz flüchteten. Aus der Not der Zeit heraus gründete er die Sebastians-, Rochus- oder Heiligkreuzbruderschaft, die ebenfalls die Not mit Hilfe der Verehrung der genannten Pestpatrone lindern wollte. Zu seinen engen Freunden in Sarnen gehörtde der Kaplan in der Schwendi, Dr. theol. Nikolaus Wanner, der 1656 als Chorherr in Zurzach starb. Ihm schenkte Rot vor seinem Klostereintritt das neue Werk des P. Christoph Hartmann von Einsiedeln "Annales Heremi" 1609.[16] Wanner versah das Geschenk mit seinem Namen zum Jahr 1637. Das Buch gelangte später nach Zürich, wo es ein Pfarrer Forster aus Entlebuch 1781 kaufte, später gelangte es an das Priesterkapitel von Uri. In Sins entfaltete P. Marian rege Sammeltätigkeit, deren Ertrag er in ganzen Bänden zusammenfasste. Vor allem entstand hier 1655 das umfangreiche "Urbarium oder anfang wie auch uferbuung der nüwen Kapellen St. Anna zu Müllau in dem Ampt Merischwanden gelägen und zur pfarry unser lieben Frauwen zuo Sins gehörig". Das Werk stellt die ganze Geschichte der Kapelle mit ihren kirchlichen und rechtlichen Beziehungen dar. Ähnlich sammelte er historische Lieder und volkstümliche Sprüche, in die er auch politische und zeitgenössische Ereignisse einfügte. Die Predigten seines Mitbruders und Amtsvorgängers P. Engelbert Ineichen hat er fast vollständig gesammelt und so der Nachwelt überliefert. P. Marian war aber auch selber ein eifriger und gern gehörter Prediger. Aus seiner Feder haben sich gegen 400 Entwürfe von Predigten erhalten, die meisten lateinisch geschrieben mit deutschen Anmerkungen und Floskeln vermischt. Er hat vor allem in seinen Pfarreien die Predigtpflicht eifrig erfüllt, war aber auch ein gern gehörter Prediger auf fremden Kanzeln. Wo damals irgendwo im Freiamt eine kirchliche Feier abgehalten wurde, berief man mit Vorliebe P. Marian. Die besondere Bedeutung, in der er in der Literatur noch heute weiterlebt, liegt sicher in seiner dichterischen Begabung. Auf sie hat schon P. Gall Morel in Einsiedeln aufmerksam gemacht,[17] später P. Martin Kiem im Jahresbericht des Kollegiums Sarnen 1871, P. Augustin Benziger in der Festschrift Angelo Montana (Gossau 1914), vor allem aber Dr. J. H. Hess in seiner Dissertation "P. Marianus Rot 1597–1663 ein Kapitel Schweiz. Theatergeschichte" Basel 1927, und zuletzt noch Oskar Eberle, Theatergeschichte der Innerschweiz (Königsberg 1929).
Werke
- "Panis eucharisticus indigne tractatus" 1621,StiBiEbg cod. 416, S. 26-47.
- "Bätlerschuel" 1623 (Fastnachtsspiel), StiBiEbg cod. 416, S. 47-105.
- "Löwenspiel" Comedia zu Ehren des Auferstandenen, StiBiEbg cod. 416, S. 105-167.
- "Job" Comedia 1625, StiBiEbg cod. 515, S. 343-404.
- "Die Kunst wol zu sterben" ca. 1635, StiBiEbg cod. 415, fol. 1-342.
- "Die Zuchtschuel" 1637, StiBiEbg cod. 347.
- "Lucretia, Tragedia" (unsicher, wann und wo gespielt)
- "Sermo Roberti de studio scripturae sacrae", 1645, StiBiEbg cod. 230.
- "Evagatorim", Inkunabel 321, Köln 1499 mit dem Vermerk "Jos. Bucheli, Par. in Alpnach 1606 Wolfgangus Rot".
- "Sermones parati de tempore et de sanctis", Inkunabel 294, mit dem Vermerk "Hoc libro utor ego Wolfgangus Rot. Sto ad januam aeternitatis 1636"
Einzelnachweise
- ↑ Die Lebensbeschreibung wurde weitgehend von P. Gall Heer (StiArEbg Professbucheinräge) übernommen.
- ↑ Glauser, Schülerverzeichnis, S. 173.
- ↑ StiArEbg, Testament bei den Schriften des P. Marian Rot
- ↑ Über die dortige Tätigkeit, siehe A. Küchler, Obw. Volksfreund 1881, Nr. 27 - 33.
- ↑ Küchler, Obw. Volksfreund 1881, Nr. 27-33, S. 13.
- ↑ Küchler, Obw. Volksfreund 1881, Nr. 27-33, S. 526.
- ↑ StiArEbg Knüttel, Rechnungsbuch, S. 192: "Von P. Marian an Geld empfangen gld. 100."
- ↑ Hess, Das geistliche Engelberg, S. 25.
- ↑ Hess, Die Pfarrgeistlichen.
- ↑ Sins, Inventar Arch. 1642 ff, S. 115ff.
- ↑ Inventar Sins, S. 60ff.
- ↑ Stiftsbibliothek Einsiedeln cod. 239.
- ↑ Gottwald, Catalogus MSS. Frib. Br. 1891, Cod. 357 und 358.
- ↑ Vgl. StiArEbg Mappe Zug III.
- ↑ Straumeyer, Annales 2, StiArEbg cod. 222, S. 289f.
- ↑ Wymann, Erinnerung an M. Rots Klostereintritt in Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 1912, S. 145.
- ↑ Geschichtsfreund 17, 1861, S. 75ff.
Bibliographie
- Gottwald, Benedikt: Album Engelbergense. Luzern 1882, S. 111.
- Hess, Josef Hermann: P. Marian Rot. Ein Kapitel Schweizerischer Theatergeschichte (Dissertation). Basel 1927.
- Omlin, Ephrem: Die Geistlichen Obwaldens, Sarnen 1984, S. 468f.
- Paulus, Vera: Oper in der Klosterschule. Musik und Theater im Kloster Engelberg, Münster 2007, S. 71f.
- Zeller, Rosmarie: Rot, Marian, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).
- StiArEbg Professbucheintrag nach P. Gall Heer.