Bonaventura Leu

Aus Kloster-Engelberg
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Familienwappen von P. Bonaventura Leu.
Wappen von P. Bonaventura Leu in der Konventscheibe von 1646/48 (auf 1 Uhr).

Bonaventura Leu (* 1611 in Stans; † 30. Dezember 1669 in Engelberg)

Lebensdaten

Profess: 8. September 1632

Priesterweihe: 19. Dezember 1637

Primiz: 27. Dezember 1637

Ämter

Präfekt: 1639

Küchenmeister: 1640–1644

Prior: 1649–1658, 1660–1669

Pfarrer in Engelberg: 1658–1660

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Sohn des Kaspar Leu und der Katharina Zelger.

Bruder: Johann Melchior Leu

Lebensbeschreibung[1]

P. Bonaventura stammte aus alter Gnossenfamilie in Stans. Der Vater, Kaspar Leu, hatte in erster Ehe eine Tochter des bekannten Landammanns und Jerusalem­ritters Melchior Lussy geheiratet und nach deren frühen Tod Katharina Zelger, die Mutter von P. Bonaventura.

Aus seinem Nachlass liegen in der Stiftsbibliothek zwei Bände vor, die eine nähere Würdigung verdienen. Der eine trägt die Bezeichnung A 1571 in bescheidenem Duodezformat. Den Hauptteil bildet ein "Officium ironasticum B. Mar. Virg." Venetiis 1615 von 304 Seiten. Wichtig sind hier vor allem die handschriftlichen Einträge von P. Bonaventura, die seine persönliche Eigenart treffend zum Ausdruck bringen. Allen Anfang bildet ein "Catalogus Reliquiarum in inaurato cruce rosaliori mei inclusarum, anno 1625, 8. Julii", ein Verzeichnis von 35 Reliquien, die im goldenen Kreuzchen seines Rosenkranzes eingeschlossen waren.[2] Vor dem Officium Monasticum sind von ihm handschriftlich eingefügt in überaus feiner Schrift: "Calendarium Monastico-Marianum sive festivitatum ac solemni tatum illustrium divinoreum Marianorum omnium totius anni, in usum quotidianum R. P. Bona­ventura Leonis professi ac Prioris monasterii Angelomontani indignissimi, peccatoris maximi, servi servorum minimi, sodalium postremi, filiorum ac clientum infimi. Anno 1650, 8. Mai." Am Schluss: "Landammann Wolfgang Lussy est meus Taufgötti, Melchior Wildrich meus Chrisigötti". Das handgeschriebene Calendarium gibt über einzelnen Daten und Ereignisse Aufschluss und enthält besondere Bemerkungen über sein eigenes Leben, das seiner Verwandten und Freunde und bietet manche gesicherte Angaben, die sonst nicht erhalten sind. Dazwischen sind persönliche Andachten und Betrachtungen eingestreut. Nicht weniger aufschlussreich ist das andere Bändchen, Cod. 519 der Stifts­bibliothek: Es ist ganz von Hand geschrieben, wenn auch nicht durchweg von Leu selber. Aber es ist dennoch von der lokalen Kirchengeschichte her nichts weniger als belanglos. Von der Hand des P. Bonaventura stammt in Band 519 die "Regula Congregationis BVM in coelum Assumptae in Collegio Helvetico Mediolani Anni D. 1635, die 29. Junii. in usum Fratrum Engelbergensium", gedruckt in "Acta ecclesiae Mediolanae" III, 1899, 1451-1475. Der Druck wurde damals aus dem Band von P. Bonaventura entnommen, da man in Mailand das Original nicht mehr besass.[3]

Über seine eigene klösterliche Laufbahn gibt P. Bona­ventura genauen Aufschluss am 9. September 1631: "Hac die probationis et sequenti anno […]," zu deutsch: "Heute habe ich das Novitiatsjahr begonnen und im folgenden Jahr die Professkukulle angelegt und dem Herrn meine Gelübde abgelegt, nachdem ich das siebzehnte Altersjahr noch nicht ganz erfüllt hatte. Ich wurde nämlich am 17. September 1614 geboren. Die erste Tonsur und die niederen Weihen erhielt ich von meinem Abt Plazidus Knüttel am 16. Oktober 1632, den Subdiakonat am 20. September 1636 in Luzern, den Diakonat am 20. Dezember 1636 und die Priesterweihe am 19. Dezember 1637, alle höheren Weihen vom Nuntius Ranutius Scotti, nachdem ich am 17. August für ein Jahr Dispens wegen mangelnden Alters erhalten hatte." P. Bonaventura feierte die Primiz am 27. Dezember 1637. Für seine theologischen Studien bezog er mit P. Basil Christen das Helvetische Kolleg in Mailand, nachdem die beiden die Klosterschule besucht hatten.[4] Über die Familie ist Aufschluss aus dem Innerschweizer Jahrbuch zu erhalten.[5] Dort findet sich der Hinweis auf das Wirken des Bruders von P. Bonaventura, Johann Melchior im Sinne einer Aussöhnung Nidwaldens mit dem Kloster nach den langen Streitigkeiten seit 1625. In diesem Sinne setzte sich auch der Vater, Landammann Kaspar Leu für Engelberg ein. Er vertrat das Kloster am 23. Mai 1640 vor dem gesessenen Rat in Stans im Streit wegen Brunniswald, zusammen mit P. Basil Christen. Einen Monat später konnte ein Schiedsgericht den Streit schlichten. Am 3. Mai 1642 begleitete P. Bonaventura seinen Abt Plazidus nach Stans zur Grundsteinlegung der neuen Kirche, deren Bau sein Vater geleitet hatte.[6] 1640 war P. Bonaventura Küchenmeister.[7] P. Bonaventura scheint nicht von kräftiger Gesundheit gewesen zu sein. Schon am 18. September 1646 muss er von P. Prior Basil Christen krank von Schwyz heimgeführt werden. Er war damals an der Schule als "Ludirector", wie die Konventscheibe von 1639 zweigt.[8] Am 21. Mai 1650 wurde er durch die Visitatoren in Engelberg, Abt Pius Reher von St. Gallen und Plazidus Reimann von Einsiedeln, zum Prior des Klosters ernannt.[9] Doch schon zwei Jahre später war er wieder krank und machte in Sins eine Kur von zehn Wochen [10] P. Marian hat darüber in seinem Inventar den Eintrag gemacht: "1662, 8. Sept. Adm. Rev. P. Priori uf die Heimreis, nachdem er 10 Wochen hic ist gsin 1 Gld 10." Er musste ihm also noch borgen.[11] 1665 war P. Gregor Fleischlin Pfarrer in Sins, von 1663 bis 1670.[12] Er schrieb 1665: "Adm. P. Prior Zehrgeld nach Hause et vestibus 4 Gld 4 b. Für seinen Aufenthalt vom 6. September - 20. Oktober Unterhalt besorgt."[13] Schon am 5. August 1639 ging er nach Fideris ins Bad.[14] Vom Apotheker Brugger in Zug erhielt er am 16. April 1652 3 Gläsli Sirup a 1 Gld 30 und ein Purgier­tränklein zu 27 Batzen, am 20. September 1652 ein Purgierkräuterwein à 1 Gld.[15] Beim Tod des Abtes Plazidus Knüttel am 30. August 1658 war er in einer Badekur in Pfäfers. Er wurde durch einen Sonderboten zu möglichst baldiger Rückkehr aufgefordert, da der Konvent ihn für die Vorbereitung der Neuwahl unbedingt brauchte, zumal alle älteren Patres auswärts waren. Zugleich sollte der Abt von Einsiedeln benachrichtigt werden.[16] Für die Beziehungen zur Familie ist 24. Januar 1642 dokumentiert: "Des Leuen Knaben mit Namen Andreas, der dem P. Bonaventura das guet Jahr allherobracht, geben 9 batzen."[17] Und am 27. Januar: "Des Ammanns Lussy Diener geben, der uns allhie bracht ein indianischen Hahn und eine Gans 1 Gld."[18] Wie sehr ihn sein Abt Ignaz Betschart schätzte, mag dessen Brief an Abt Gallus Alt in St. Gallen vom 24. November 1669 zeigen: "Mein P. Prior (Bonaventura) liegt an einer schweren und gefährlichen Arthritis und Wassersucht darnieder und wird von den Ärzten in Luzern, Bremgarten und Zürich, die beigezogen wurden, als hoffnungslos betrachtet. Schon zwei Monate liegt er zu Bett und wird zusehends schwächer. Ich glaube aber doch, er werde noch lange ad maius meritum et gloriosam coronam auf dem Kampfplatz dieses Lebens kämpfen und reifen."[19] P. Prior starb, nachdem er 1658 bis 1660 auch Pfarrer von Engelberg gewesen war, am 10. Dezember 1669, kurz nach abends sieben Uhr, "Prior et omnium natu maior." Er war seit dem 13. August krank gewesen.[20]

Einzelnachweise

  1. Die Lebensbeschreibung wurde weitgehend von P. Gall Heer (StiArEbg Professbucheinräge) übernommen.
  2. Stückelberger, Geschichte der Reliquien in der Schweiz I, S. 1 und 173, auch Straumeyer, Annales 1, StiArEbg cod. 221, S. 173.
  3. Von § 30 an enthält der Band Leus auch ein "Compendium breve Colloquiorum Spiritualium more consueto in Collegio Helvetico ante ingressum congregationis BVM coelum Assumptae tempore noviciatus ab officialibus cum noviciis bis in hebdomada habendorum, a me, Fr. Bonaventura, breviter et summatim collectum et notatum anno Domini post Em. Virginis Partum 1635. Omnia ad maiorem Dei Virginis gloriam." Auf Seite 308 folgen "Meditationum quotidianarum a R.P. Confessario Rampono praescriptorum in Collegio Helvetico atque a me tempore novitiatus notatae inceptae die 6. Maii 1635. S. 440: "Nomina fratrum omnium, qui Solidati BMV in coelum Assumptae in Co1legio Helvetico Mediolani adscripti adhuc inter vivos numerantur (nach Kantonen geordnet). S. 420-433: "Typus mentalis orationis cum perfectione spirituali pro omnibus diebus hebdomadae". S. 440 beginnt das Verzeichnis der Sodalen des Helveticums. Die Liste ist nicht von der Hand Leus geschrieben. Die Initialen J.L.F. deuten auf Jakob Lang Friburgensis, der sich am Schluss als "Congregationis Cancellerarius" unterschreibt. Dazu fügt Leu das Datum bei: "Anno 1647, 5. Octobris." Von der Hand Leus dagegen stammt der neue Abschnitt "Nomina fratrum defunctorum", der S. 480 beginnt und von 1635 bis 1663 insgesamt 167 Namen aufweist in zeitlicher Folge. S. 512 sind Briefe wiedergegeben, die zwischen Engelberg und Luzern ausgetauscht wurden, nachdem 1640 das Kloster der Kongregation in Luzern beigetreten war. S. 576-583 stehen die Namen der aus der Luzerner Kongregation verstorbenen Mitglieder von 1652-1658, im ganzen 46 Namen, dazu die in diesen Jahren aus dem Kloster Engelberg gestorbenen Konventualen (S. 600- 602). Er gibt auch an, an welchen Tagen er für die betreffenden Verstorbenen die Messe gelesen hat. Die Seiten 607-749 enthalten Kapitelsansprachen, die er als Prior hielt, datiert: 19. April 1649. P. Ildephons Straumeyer bemerkt dazu auf S. 607: "Vir erat omni doctrina et virtute plenus." Beizufügen ist besonders, dass, wie kurz erwähnt, die "Regula der Marianischen Kongregation am Helveticum" eine Kopie darstellt, wovon das Original des heiligen Karl Borromäus bis 1899 in Mailand selber fehlte. Die Seiten 16-307 enthalten "Colloquia spiritualia", die er gehalten und aufgezeichnet hat aus den Kolloquien des Präfekten der Kongregation, Wilhelm Meyer, 8. Mai 1635. Die Seiten 308-418 sind tägliche Betrachtungen, wie sie der Spiritual des Helveticums P. Rampono, vortrug und P. Bonaventura selber nachschrieb. Es schien gerecht­ fertigt, den Inhalt dieses Bändchens zu charakterisieren, da es zu einer Seltenheit geworden und wenig bekannt ist. Als Beispiel für die Einträge über seine Angehörigen sei derjenige zum 28. Dezember zum Tod des Vaters, wiedergegeben: "Nobilis D. Capitaneus Casparus Löw Aur. Mil. Eques Consul Subsilvaniae et utriusque vallis Dux supremus hac die SS. Innocentium natus Parens meus et Confrater ac Benefactor nr colendissimus. Vixit 78 annos, 3 menses, 9 dies et mortuus est 5. Aprilis anno 1654. RIP." Landammann Kaspar Leu war tatsächlich 1635, am 29. April, Landeshauptmann ob und nid dem Kernwald geworden."
  4. Über seine Studienzeit in Mailand, vgl. die Rechnungen für die Patres Basil Christen und Bonaventura Leu in Kath. Schweizer Blätter 12, 1896, S. 172. Ausführlicher in StiBiEbg Cista Nidw. Privat, unter Leu 1632 ff. Aus der Mailänderzeit Leus ist ein Lehrbuch erhalten von J. Manucci. Schw. Blätter 175.
  5. Matt, Hans von: Innerschweizer Jahrbuch II, Stans 1944-1946, S. 174 und 180 ff.
  6. Odermatt, Schematismus Nidwalden, S. 72.
  7. Knüttel, Rechnungsbuch, S. 426.
  8. Durrer, Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden, S. 183.
  9. StiArEbg Cista H.
  10. StiArEbg, P. Marian Rot, Inventar Sins, S. 120.
  11. Ibidem.
  12. Hess, Die Pfarrgeistlichen, S. 107.
  13. StiArEbg Rechnungsbuch Sins, Rechnung 1663 ff. Annot.
  14. Knüttel, Rechnungsbuch, S. 632.
  15. StiArEbg Mappe Zug III, Brugger.
  16. StiArEbg Wahlakten 1658.
  17. StiArEbg cod. 42, S. 215.
  18. Ibidem.
  19. StiArEbg Mappe Congr. und Konstanz.
  20. StiArEbg cod. 393 (Pfarrbuch 1605-1691), Tabula Defunctorum I.

Bibliographie

  • De Kegel, Rolf: Konventscheibe von 1646/48 – wieder daheim, in: Titlisgrüsse 98/1 (2012), S. 13-21, hier S. 16.
  • Gottwald, Benedikt: Album Engelbergense. Luzern 1882, S. 109.
  • P. Bonaventura Leu, Conventual des Klosters Engelberg, geb. 1611, gest. 1669, in: Nidwaldner Kalender 1885, S. 33-35.
  • StiArEbg Professbucheintrag nach P. Gall Heer.